Kolonisten aus der Pfalz





Im Jahre 1746 erschien der Preußische Werber Mietling in der Pfalz ,um dort 90 Familien überwiegend Bauern und Handwerker als Kolonisten für Pommern anzuwerben ! Mit 90 Pfälzerfamilien und 3 Ledigen zusammen 420 Personen darunter auch 12 Familien aus dem Hunsrück ( Altes Amt Simmern).Traf Mieling  am 18.9.1747 in Berlin ein . Dort wurde der Treck noch am selben tage auf 5  Kähnen untergebracht und über Spree ,Finowkanal und Oder verbracht. Ankunft in Stettin am 26.9.1747. Am nächsten tage wurden sämtliche Familien auf vierzig vierspännigen Wagen nach Altdamm gebracht.Nach Übernachten bei Bürgern holte sich am folgenden Tage Generalpächter Jordan 28 Familien ab,um sie beim Vorwerk Rörchen unterzubringen.Amtmann Sydow aus Kolbatz beförderte am gleichen tage 16 Familien an die Ihna.Die übrigen Familien,deren Ansetzung in der Felchow in Aussicht stand , blieben zunächst bei Bürgern in Damm einquartiert.

Sie wurden am 2.10.1747 zusammen mit 50 Einheimischen Familien bei den Meliorationsarbeiten eingesetzt.Laut Vereinbarung mit ihren Delegierten sollten sie sich im Arbeitsgebiet bis zur Errichtung der Gebäude Hütten für ein behelfsmäßiges Unterkommen errichten.Aber gerade diese Gruppe ist enttäuscht über die Beschaffenheit des Gebiets,über die schwere der Arbeit, über die - nach Wegfall der Diäten -unzureichende Entlohnung, entsetzt besonders über die Zumutung , hier in der Wildnis im Winter mit Weib und Kind in Hütten zu kampieren".Darüber kommt es am 4.10.1747 zwischen Ihnen und ihrem Protektor von Schlabrendorf -  nachdem der sonst so großsprecherische Mieling die Vermittlung ablehnte - zu erregter Auseinandersetzung , die es dem Kammerdirektor geraten erscheinen lässt, noch einmal alle Abmachungen mit den Unzufriedenen durchzugehen und auch schriftlich festzulegen.Auch das Ergebnis dieser Besprechung,die mit der unmutsvollen Äußerung von Schlabrendorfs endet,sie sollen " sich zum Teufel scheren",und mit der Drohung , den ersten der wiederkomme,würde er ins Gefängnis werfen lassen, wird später als Rechtsgrundlage für die Verpflichtungen der Kolonisten angesehen.Die Pfälzer, hierdurch und durch verschiedene Sterbefälle erregt,schicken zwei Delegierte aus ihrer Mitte, Cämmerer und Zimmermann , als Beschwerdeführer nach Berlin.erst ab dieser Zeit besserten sich die Verhältnisse.Im März des folgenden Jahres wurden die Dorfanlagen und die einzelnen Hofstellen Vermessen,abgesteckt und geräumt,auch die Errichtung der Gebäude in Angriff genommen.Vom 6 - 8 April 1748 folgte dann die Verlosung der Wirtschaften,und die Kolonisten wurden angewiesen am 1. Mai ihre Quartiere aufzugeben und sich auf den Hofstätten notdürftig einzurichten.Im Spätsommer des Jahres waren die Gebäude bezugsfertig , ein Teil des Sommerfeldes war bereits bestellt.Von Trinitatis 1748 ab liefen die gewährten 3 Freijahre. Nun konnten die Pfälzer zeigen,ob sie bereit und imstande seien,die in Sie gesetzten Hoffnungen zu erfüllen.
Bei aller landsmännischen Verbundenheit der Pfälzer untereinander entwickelte sich doch bald in den einzelnen Siedlungen ein Eigenleben.Ihre Namen erhielten sie durch Kabinettsorder vom 6.12.1751.Die beiden Siedlungen in der Felchow hießen fortan Franzhausen,doch blieb daneben die Bezeichnung" Krummer Damm " und im ehemaligen Saugarten gelegen,Augustwalde,benannt nach Herzog August von Braunschweig-Bevern,dem damaligen Gouverneur von Stettin und Schwager von Friedrich des Großen.Die Kolonie an der Ihna,in drei Gruppen zu je zehn,zwei und vier Wirtschaften gesondert,erhielt den Gesamtnamen Karlsbach.Obwohl eine Gesamtgemeinde Bildent,unterschied man bald nach Zahl der Höfe in der einzelnen
Gruppe Zehn=Zwei=und Vierkarlsbach,und,gebräuchlicher,nach Lage am Ihnalauf Ober-Mittel und Unterkarlsbach.Von den vier Siedlungen beim Vorwerk Rörchen wurden gemeindlich je zwei benachbarte zusammengefaßt,die beiden am Stürtzebachers Wall und am Ochsenstall als Christinenberg,die beiden am Gregersberg und bei den Windmühlen als Sophienthal.Die Namen gaben Prinzessinnen her.Zu den 10 Pfälzerbauern am Stürtzebechers Wall setzten sich 1753 noch acht Mecklenburger auf eigene Kosten an.Diese Gesamtgruppe wurde als Gemeinde selbständig und trug die Benennung Groß Christinenberg,während sich die Kossätensiedlung dann als Klein Christinenberg absonderte.Ebenso differenzierte sich bald die Gesamtgemeinde Sophienthal,die Bauernsiedlung am Gregersberg hieß nun Groß,die Kossätensiedlung bei den Windmühlen Klein Sophienthal.Die beiden Kossätensiedlungen,wirtschaftlich unzulänglich ausgestattet,wechselten, häufig die Wirte,in mehreren Fällen auch untereinander und mit Bauernstellen der Schwestergemeinde.So kam es, dass in den vier Siedlingen bei Rörchen wie bald auch in den drei anderen neben Pfälzern auch Einheimische Inhaber von Wirtschaften waren.Jedoch blieben die Pfälzerwirte
lange,in einzelnen dieser Gemeinden bis 1945.In der Sprache und im Umgang bildete sich über die vielen Jahrzehnte der Brauch heraus,diese Dörfer zusammen als die sieben Pfälzerkolonien zu bezeichnen.

In Vorpommern hatte um 1748/49 Jasenitz 40,Königsholland 46 , Verchen 50,Uckermünde 8 und Pasewalk 10 pfälzische Familien aufzuweisen.Die Gesamtzahl der 1749 in Pommern angesiedelten Pfälzer- Familien belief sich auf 311 mit ungefähr 1555 Personen.Für ihr Etablissement waren 54358 Taler aufgewendet worden,die nach den Freijahren 4222 Taler einbringen sollten.Dass
sich auf diese Niederlassungen gesetzten Hoffnungen in der Folge nicht ganz erfüllt haben,lag an den Verheerungen des siebenjährigen Krieges,der Pommern zu wiederholten Malen schwer heimsuchte.

Unter den fremden Kolonisten in Pommern stellten die Pfälzer mit 33,9 % das stärkste Kontigent.

Für die Beteiligung der Pfälzer an der Kolonisation Pommerns folgende Übersicht.

Es trafen ein : 

1747

6 Transporte

1 Transport

1120 Personen

420 Personen

1748 im Februar 1 Transport 75 Personen
Im ganzen 1615 Personen

Ihre bedeutendsten Kolonien sind dort:
Amt Rügenwalde Wilhelminen 16 Familien
Stadt Schlawe Vorwerk Coccejendorf 12 Familien
Oderbruch Entreprisen Friedrichsthal 20 Familien
Amt Friedrichswalde

Augustwalde

Carlsbach

30 Familien

16 Familien

Stadt Greiffenhagen Buddenbrock 18 Familien
Amt Jasenitz

Königsfelde

Wilhelmsdorf

20 Familien

20 Familien

Amt Königsholland Blumenthal 36 Familien
Stadt Pasewalk Viercken 10 Familien
Dazu gesellten sich in den folgenden Jahren:
In Rügenwalde 16 Familien
In Greifenhagen 20 Familien
In Schlawe 12 Familien
In Colbatz 11 Familien
In Barchwald   2 Familien

Sie entstammten wohl alle den im Jahre 1747 nach Pommern abgegangenen sechs pfälzischen Kolonistentransporten,die im Ganzen 140 Familien ins Land brachten ; darunter befanden sich auch 3 Familien aus Kaiserslautern.

 

 

 

 

 

 

In dem Buch

Herausgegeben von Ludewig Wilhelm Brüggemann im Jahre 1784.

" Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des

  Königl. Preußischen Herzogthums Vor und Hinterpommern ."
 

Wird noch einmal deutlich wie der zustand der einzelnen Orte, hier speziell  Christinenberg war.

Zu Christinenberg schreibt L.W. Brüggemann:

Groß Christinenberg, eine gleichfalls in neueren Zeiten angelegte Colonie , lieget 1 1/4 Meile von Alt- Damm nordnordostwärts , nahe an dem Dorfe Klein- Christinenberg und hat mit Einschließung des Schulzen , welcher  vermöge seines Amts von dem Naturaldienste befrenet ist und das volle Dienstgeld bezahlet , auch 6 Morgen an Acker mehr , als die übrigen Wirthe , nutzet , 18 Bauern , welche ursprünglich aus 10 Pfälzrischen und 8 Mecklenburgischen
bestanden haben ,1 Schulmeister , 1 Schmiede , welche dem Schmiede eigenthümlich gehöret und 26 Feuerstellen.
Der Acker der sämtlichen Bauern ,welcher mittelmäßig ist , begreift nach Magdeb. Maaße 1158 Morgen , und ihre Wiesen , welche nebst der Weide
schlecht sind , 504 Morgen , wovon ein jeder Wirth 64 Morgen an Acker und 28 Morgen an Wiesen besizet.
Die Wirthe leisten nicht nur genießene Spanndienste bei dem Vorwerke Rörchen sondern müßen auch den vorkommenden Bauten den erforderlichen Burgdienst mit Gespann unentgeldlich verrichten.In dem Dorfe ist keine Kirche , sondern nur eine so genannte Betstube , in welcher der Schulmeister den Gottesdienst besorget , wenn aber geistliche Amtsverrichtungen vorfallen , bedienen sich die Einwohner des Predigers zu Löbzin in der Gollnowschen Synode.